Angstfrei ausruhen
Windhauch, Windhauch… die Rede Jesu heute ist kein sanftes Lüfterl. Sie ist Sturm, Gegenwind für alle, die meinen, Geld lässt uns sicher schlafen. Jesus ist sehr direkt zu dem, der um ein „gerechtes“ Aufteilen des Erbes bittet. Wie das beim Erben ist, wissen wir ja alle… da hört sich vieles auf.
Was sind die Gegenmittel gegen Geiz und Begehren? In der biblischen Tradition des Judentums gibt es ein herrliches Mittel gegen die Angst zu wenig zu bekommen: den Sabbath! Die Unterbrechung des Arbeitens, des Rechnens, des Schöpfens. Gott ruht am siebten Tag und das legt er uns ans Herz. Vielleicht kann genau das etwas unterscheidend Menschliches sein – das angstfrei Ausruhen. Der Sabbath ist die ursprünglichste soziale Gesetzgebung in unserer Kultur. Wer sich weiter in das Gesetz des Moses vertieft findet im dritten Buch der Bibel, dem Buch Levitikus, noch eine Ausfaltung des Sabbath, das Sabbath Jahr: In diesem Jahr liegt der Acker brach und alle ernähren sich nur von dem, was von selbst wächst. Arme und Reiche dürfen alle Früchte des Landes für sich nützen. Der Schöpfung wird für ein Jahr Ruhe gegönnt. Ein wirksames Mittel gegen Ausbeutung. Eine lebensnot-wendige Erinnerung daran, dass letztlich Gott das Land gehört und er alles wachsen lässt. Daraus ist in unserem beruflichen Kontext auch das Sabbatical entstanden, ein Jahr der beruflichen Auszeit! Aber selbst diese Praxis des Sabbathjahres wird im Gesetz des Moses nochmals überboten durch das Jobeljahr. Nach 7x7 Sabbatjahren gibt es ein Jobeljahr – ein Jubiläum, wie wir heute sagen – an dem alle Schulden erlassen und gelöscht werden. Das Konto wird auf null gestellt.
In der katholischen Kirche wurde diese jüdische Regelung im Mittelalter übernommen und ins Spirituelle gewendet. Im Jubeljahr, in einem sogenannten Heiligen Jahr, gibt es besondere Formen der Sündenvergebung, bzw. – wie man damals differenziert hat – besondere Formen die Sünden-strafen durch einen Ablass los zu werden. Ein Jahr der Versöhnung mit sich und den anderen ist ein Heiliges Jahr.
Gott ist nicht nachtragend, das dürfen wir immer wieder erfahren. Wie die Jüdinnen und Juden am Sabbat, erfahren wir als Christ:innen am Sonntag, wenn wir Gottesdienst feiern und den Tag gemeinsam genießen dürfen, dieses Aufatmen das Gott schenkt. Gott selbst macht uns reich. Die heutige Evangelium-stelle hat einen zweiten Teil den uns die Leseordnung unserer Kirche unterschlägt.
Aber ich will euch heute nicht mit der Jedermann-geschichte des heutigen Abschnittes allein entlassen. Hören wir, was Jesus als Heilmittel gegen Geiz anbietet: Lk 6,22-31