Was bringt mich zum Wesentlichen?
Heute möchte ich Sie einladen mit mir auf Reisen zu gehen: die erste Reise geht nach Südamerika, nach Kolumbien. Nach einem Besuch von einigen Projekten von Frauen im Südwesten des Landes, verlassen wir dieses schöne Land. Es geht wieder zurück über den Ozean aber nicht nach Graz, sondern nach Jersusalem. Von dort lade ich uns alle ein, im Süden des Heiligen Landes eine kleine Wüstenerfahrung zu machen.
Die erste Reise geht nach Bogota, die Hauptstadt Kolumbiens. Wir nehmen natürlich ein Flugzeug. Bitte schnallen Sie sich an, grüßen Sie Ihre rechte und linke Sitznachbarin und auf gehts nach Bogota. Kolumbien ist ein riesiges Land - es hat die dreifache Größe Deutschlands mit sehr vielen Urwäldern und enormen Bodenschätzen. Vielleicht haben Sie im Foyer die Bilder gesehen von Frauen aus diesem Land, die Robin Hoods, die sich für ihre Bevölkerung und für den Schutz der Umwelt stark machen. Die hauptsächlich indigenen Völker mit vielen verschiedenen Sprachen kämpfen um das Überleben ihrer Familien und ihrer Grundstücke. In Kolumbien ist das Recht auf Grundbesitz den Männern zugeschrieben. Falls der Grundbesitzer nicht mehr da ist, ist es für Frauen fast unmöglich, Grundeigentümerinnen zu werden. Gierige in-und ausländische Firmen trampeln durch die Urwälder versuchen sich Land anzueigenen und in einem Schnellverfahren werden dann die Bodenschätze abgebaut. Zurück bleiben zerstörte Landstriche und vergiftete Böden. Die Katholische Frauenbewegung hat dieses Jahr vor, diese Frauen in ihrem Kampf für die Erhaltung ihrer Umwelt zu unterstützen. Da sind vor allem drei Frauen, die stellvertretend für viele andere zeigen, was Frauen ermöglichen können. Bildung auf allen Ebenen ist die Voraussetzung für diese Vorhaben. Wenn Sie heute eine Suppe genießen anstatt eines Mittagessens, so geht Ihre Spende ganz sicher zu diesen Frauen mit ihren Familien und ihren Projekten.
So, und nun zur zweiten Reise. Von den Regenwäldern Kolumbiens geht es weiter nach Jerusalem und von dort in den Süden in die Wüste. Heute haben wir im Evangelium davon gehört, was Jesus in der Wüste erlebt hat. Wüste ist nicht nur Sandlandschaft mit ganz geringer Vegetation, sondern es bedeutet tagsüber Hitze und Kälte in der Nacht. Für Jesus war es heute ein Kampf mit dem Versucher der Selbstüberschätzung, der Selbstsucht und der Macht über die anderen. Jesus hat sich zu wehren gewusst mit scheinbar ganz einfachen Antworten. Als gläubiger Jude zitiert Jesus drei Sätze aus dem Buch Deuteronomium. Die haben aber in die Mitte getroffen und der Versucher musste sich zurückziehen. Vielleicht erinnern wir uns an einige Erzählungen aus dem AT, wo Hagar in der Wüste sterben wollte oder von Elia, der sich in der Wüste hinsetzt und den Tod herbeiwünscht. Beide werden durch die Hilfe Gottes gerettet und haben soviel Kraft bekommen um wieder aufzustehen und den Auftrag von Gott umzusetzen. Wüste bringt uns zu uns selbst, vor allem dann, wenn wir nicht weiterwissen. Sie zeigt uns unsere Grenzen, aber auch unsere Möglichkeiten der Änderung. Ich möchte uns einladen, in dieser Woche kleine Zeiten der Wüstenerfahrung zu machen, vielleicht eine Viertelstunde, oder auch mehr, vielleicht einen Wüstentag. Was höre ich von Gott, wie kann mein Leben einfacher werden. Was ist wichtig für mich und meine Umwelt, was bringt mich zum Wesentlichen. Fangen wir schon heute damit an.