Freundschaft mit Jesus
Taufe Jesu, Ekkis SGL 12.1.25
Es wird erzählt: Bei einem alten Bauernhaus in den Bergen gab es einen Brunnen. Dieser Brunnen war im ganzen Tal bekannt und berühmt. Er gab ganz klares, kühles Wasser und auch im heißesten, trockensten Sommer, wenn andere Brunnen schon lange versiegt waren, hatte dieser Brunnen immer noch Wasser.
Es kamen aber andere Zeiten. Überall wurden Wasserleitungen verlegt, die alten Hausbrunnen wurden nicht mehr gebraucht. So war es auch mit diesem berühmten Brunnen beim alten Bauernhaus. Er wurde nicht mehr gebraucht. Aber die Erzählung von dem herrlichen, klaren, kühlen Wasser, das nie ausging, die gab es immer noch.
Eines Tages wollten die neuen Besitzer des Bauern-hauses nachschauen gehen, ob diese Geschichte überhaupt stimmt, ob es dieses herrliche, klare Wasser in diesem alten Brunnen wirklich gibt. Also hoben sie mit viel Mühe die Abdeckung vom Brunnen herunter und ein Mutiger stieg in den Brunnen hinein. Aber als er unter ankam, entdeckte er: Der Brunnen ist leer, ausgetrocknet, kein Wasser. Die Hausbewohner gaben aber noch nicht auf. Sie holten den Sachverständigen her, der auch in den Brunnen stieg und alles genau untersuchte. Dann er gab folgende Erklärung ab:
Dieser Brunnen – auch wenn er jetzt ausgetrocknet ist – ist ein ganz besonderer. Er wird nicht nur von einer oder zwei Quellen gespeist, sondern es gibt hunderte winzige kleine Zuleitungen, die das Wasser trans-portieren und speichern. Immer wenn das Wasser gebraucht wird und abgeschöpft wird, fließt Wasser nach, stets frisch und rein. Wenn aber der Brunnen nicht mehr gebraucht wird und kein Wasser abge-schöpft wird, verlegen sich die kleinen Wasseradern recht schnell und dann trocknet der Brunnen aus.
Dieser Brunnen wird Freundschaftsbrunnen genannt. Wenn ich als gute Freundin, als guter Freund mit meinen Freunden und Freundinnen in Kontakt bleibe, dann fließt die Freude, das Zusammenhalten, das Vertrauen, die Begeisterung. Wenn ich keine Zeit mehr für die anderen habe, dann zerbröselt oder verdorrt die Beziehung. Das gilt auch für die Freundschaft mit Jesus. Unsere Taufe ist der Brunnen aus dem die Freundschaft mit Jesus kommt und das Taufwasser erinnert uns immer wieder an diese Freundschaft. Darum ist es ein guter Brauch, wenn wir in die Kirche gehen, nehmen wir das Taufwasser (wir sagen auch Weihwasser dazu) und bekreuzigen uns damit.
Bei jeder Freundschaft ist es sehr wichtig miteinander zu reden, im Gespräch zu bleiben. In der Freundschaft mit Jesus hilft uns die Bibel mit ihren Erzählungen, Gedichten, Gebeten und Liedern. Darum ist es bei jeder Messe so, dass wir die Bibel nehmen und ausgesuchte Texte hören, meistens gleich zwei oder drei.
Heute haben wir einen ganz alten Hoffnungstext gehört von einem geheimnisvollen Knecht, der das zerknickte Rohr nicht zerbricht und den glimmenden Docht nicht auslöscht. Der ist ganz fein und zart, aufmerksam und achtsam.
Dann haben wir die Erzählung von der Taufe Jesu im Jordan gehört. Die beiden Geschichten haben miteinander zu tun. Wer in der Freundschaft mit Gott ist, der wird feinfühlig, aufmerksam, offen und hört gut zu.
Wer in der Freundschaft mit Jesus ist, wird wie er die Stimme Gottes in seinem Herzen hören können:
Du bist mein liebes Kind, mein geliebter Sohn, meine geliebte Tochter! AMEN!