Die Heilige Familie
Einen schönen guten Morgen wünsche ich Ihnen allen.
Mein Name ist Katrin Windischbacher und ich leite seit über acht Jahren das Familienreferat der Diözese. Heuer hat es sich für uns so ergeben, dass wir in einer feinen, produktiven Kooperation mit dem Diözesanmuseum die jährliche Krippenausstellung inhaltlich mitgestalten durften. Sie heißt: „Heilige Familie – wer mit wem und wie an der Weihnachtskrippe feiert“. Die Krippenausstellung ist inhaltlich auch eine Ausstellung über „Familie“ generell geworden, was mich persönlich sehr freut. Ich kann Ihnen den Besuch der Ausstellung wärmstens empfehlen. Sie ist noch bis 12. Jänner geöffnet.
Das Thema „Familie“ ist ja ein Spannendes, denn jeder Mensch ist in irgendeiner Form davon betroffen.
Und so lohnt sich ein Blick auf die Fragen: Was ist Familie und wofür brauchen wir sie?
Familie ist niemals ein starres Gebilde. Sie wandelt sich mit den Zeiten und Kulturen. Mit einer Kurzdefinition könnte man Familie so umreißen: „Familie ist eine Gemeinschaft von Menschen, die durch Blut, Ehe oder Wahl verbunden sind, sich gegenseitig unterstützen und lieben.“
Heute erleben wir in unserer Gesellschaft eine Vielfalt von Familienformen und Familienstrukturen, wie zum Beispiel die traditionelle Kernfamilie, Patchworkfamilien, früher auch oft als Stieffamilie bezeichnet, Alleinerziehendenfamilien, Regenbogenfamilien, Wahlfamilien und auch Ordensfamilien.
Wenn wir in die Geschichte schauen, dann sehen wir, dass es viele dieser Familienformen, dort wo Menschen zusammenleben, immer schon gab.
Wofür brauchen wir Familie? Zunächst bieten Familien emotionale Unterstützung und Geborgenheit für Kinder und Erwachsene. In einer Familie finden wir idealerweise Liebe, Verständnis und Rückhalt, was entscheidend für unser Wohlbefinden und Sicherheitsgefühl ist. Familien sind auch entscheidend für die soziale und moralische Entwicklung. Sie vermitteln Werte, Normen und Traditionen, die unser Verhalten und unsere Einstellungen prägen. Kinder lernen in der Familie, wie man Beziehungen aufbaut und lebt, Konflikte löst und Verantwortung übernimmt. Diese Fähigkeiten sind auch sehr wichtig für das spätere Leben in der Gesellschaft.
Und warum ist Familie auch schwierig?
Konflikte gibt es in jeder Familie. Dort, wo Menschen miteinander leben bzw. miteinander zu tun haben, gibt es ganz einfach auch unterschiedliche Meinungen, Werte, Bedürfnisse und Lebensstile. Offene Kommunikation, Empathie und das Streben nach Verständnis sind entscheidend, um Schwierigkeiten zu überwinden und die familiären Beziehungen zu stärken.
Ein weiterer Faktor ist natürlich auch der Stress, der aus dem Alltag resultiert: Berufliche Verpflichtungen, finanzielle Sorgen und andere äußere Einflüsse können den familiären Zusammenhalt sehr belasten.
Und die Heilige Familie?
Die Heilige Familie wird oft als ideales Beispiel für Zusammenhalt, Liebe und Geborgenheit angesehen.
Sehen wir auf die Familienkonstellation der Heiligen Familie hin: Maria, mit Josef verlobt, ist schwanger. Josef ist nicht der biologische Vater des ungeborenen Kindes, nimmt jedoch die Rolle des Nährvaters, heute würden wir sagen, des Stiefvaters, an. Also im heutigen Verständnis sehen wir hier eine Stieffamilie bzw. Patchworkfamilie.
Das Leben von Maria, Josef und Jesus als Familie war herausfordernd: die Geburt im Stall, ihre Flucht nach Ägypten, das bescheidene Leben in Nazareth.
Und auch die im heutigen Evangelium beschriebene Szene des zwölfjährigen Jesus, fordert Maria und Josef heraus. Jesus, der eindeutig beginnt, eigene Wege zu gehen. Eine Geschichte, die aber auch zeigt, dass Jesus ganz Mensch war und die Nerven seiner Eltern anscheinend genauso strapaziert und herausgefordert hat, wie es die meisten Heranwachsenden tun. Natürlich gibt es in dieser beschriebenen Situation im Tempel auch die religiöse Dimension: Jesus im Haus seines Vaters… Und zugleich zeigt uns diese Geschichte, wie sehr sich Maria und Josef um ihren Sohn kümmern, ihn suchen, sich große Sorgen machen, als Jesus plötzlich weg ist – ziemlich menschlich, würde ich sagen. Und es zeigt sich hier auch, wie wichtig Zusammenhalt und Unterstützung innerhalb der Familie sind, besonders in schwierigen Zeiten.
In einer modernen Gesellschaft, die oft von Hektik und von manchem „Zuviel“ geprägt ist, bietet das „Fest der Heiligen Familie“ einen Moment der Reflexion. Es lädt dazu ein, über die eigenen familiären Beziehungen und Herzensbeziehungen nachzuspüren.
Das Fest fordert uns auch auf, über die verschiedenen Formen von Familien, die es gibt, nachzudenken. Alle haben ihre Dynamiken und Herausforderungen, aber auch ihre Freuden und Stärken. In dieser Vielfalt liegt das Wunderbare der Menschheit, das uns lehrt, einander zu akzeptieren und zu unterstützen.
Es ist eine Einladung, die Beziehungen zu Menschen, die uns wichtig sind, zu stärken, Liebe zu verbreiten, Konflikte, die da sind, zu bearbeiten und in Gemeinschaft und im Glauben zu wachsen.
Und wir erinnern uns auch daran, dass jede Familie eine Quelle der Liebe und des Glaubens sein kann.
Amen