Gott hat Sehnsucht nach seinen Geschöpfen
Ihr Lieben!
Der Mann Hiob, aus der Zeit des Alten Testamentes, wir denken da an eine Zeit, die über 3000 Jahre zurück liegt, ist vielen Menschen bekannt. Nicht zuletzt durch die sog. Hiobsbotschaft, von der wir uns wünschten, dass sie uns nicht erreichen würde.
In biblischer Zeit werden oft Vergleiche aus der Natur herangezogen, um das Leben zu beschreiben. Auch um Weisheit zu lehren. So auch in dem Bibelwort, das wir eben gehört haben. Und oft ist da die Natur ein Bild, ein Vergleich für etwas Positives und Hoffnungsvolles.
Hiob war ein schweres Schicksal zugemutet worden. Er hat die Familie verloren, Haus und Hof, ist selbst krank geworden und sitzt da wie ein Haufen Elend. Und er denkt viel über das Leben nach. Natürlich über sein eigenes Schicksal, er stellt die große Warum-Frage? Was habe ich getan, womit habe ich es verdient? Bin ich schuldig geworden? Was ist das Leben? Hat es noch Sinn, angesichts des Leids, das er erfahren hat?
In seinem Nachdenken wagt er es aber auch Hoffnungsspuren nachzugehen. Im Bild vom Baum z.B.. Und er beschreibt wohl einen Olivenbaum, der in seiner Zeit und Kultur eine zentrale Bedeutung hatte. Er hält Trockenheit gut aus. Er beschreibt diesen Baum als einen, dessen Wurzeln im Erdreich absterben, dessen Stumpf im Boden zu vertrocknen beginnt, und der doch wieder zum Leben erwacht, sobald er Wasser bekommt. Und er hält es sich vor Augen in dem er sagt: “Neue Triebe schießen empor wie bei einer jungen Pflanze.”
Und dann vergleicht er das mit dem Schicksal des Menschen. Und sagt: “Meinst du, ein Mensch wird wieder lebendig, wenn er gestorben ist?” Und er lässt sich auch hier dazu hinreißen, ein positives Szenario zu denken. Und ist ihnen aufgefallen, er breitet seine Gedanken offenbar vor jemand anderem aus. “Meinst du” hat er gefragt. “Meinst du, ein Mensch wird wieder lebendig, wenn er gestorben ist?” Und er wagt ein Leben nach dem Tod zu denken. Und wir können in seinen Worten eine Kraft spüren, die ich tief berührend finde. Eine Kraft, die er offenbar seinem Gott zuschreibt, von dem er – trotz seines Elends – noch nicht gelassen hat und mit dem er hier im Gespräch ist.
Und er weiß sich über den Tod hinaus mit ihm verbunden und das klingt unfassbar tröstlich: “Denn dann wirst du mich rufen, und ich werde dir antworten.” Und es kommt noch besser: “Du wirst dich nach mir sehnen, weil du selbst mich geschaffen hast.”
Ich finde das so tröstlich, an einen Gott glauben zu können, der Sehnsucht nach seinen Geschöpfen hat. Was für ein Kontrastprogramm zu den Mächtigen unserer Tage! In diesem seinem Gott findet Hiob hier Halt. Und nicht nur das. Er weiß, dass er zu seinem Gott heimkehren wird und das nichts mehr zwischen ihnen stehen wird. Wie befreiend und bereit machend zu gehen ist diese Vorstellung, dass Gott zwar unseren Lebensweg ansieht aber, die Verfehlungen uns nicht vorhält. Er schließt sie in einen Beutel und löscht sie für immer aus. So können wir ihm getrost entgegen gehen!
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Das Bild vom Baum als Hoffnungsbild hat zum Bild von der Auferstehung geführt. Zur Idee eines neuen Aufblühens in wohl nie dagewesener Weise – denn Schuld und schuldig werden, das Leben verfehlen, Scheitern und selbst Krankheit wird es am Ort der Auferstehung nicht mehr geben. Lesen wir z.B. auch in der Offenbarung des Johannes.
Daran glaubt Hiob! Das stärkt ihn, das hilft ihm.
Dazu sind auch wir eingeladen – darauf zu vertrauen, dass Gott Sehnsucht nach unseren Lieben hatte, die er zu sich geholt hat. Keine Sehnsucht, um sie uns wegzunehmen, sondern eine, um sie zu erlösen und zu vollenden. Ich mag die Idee, dass Gott uns, wenn er uns zu sich holt in die beste Version von uns selbst verwandelt. Nicht so sehr, damit wir vielleicht für unsere Mitbürger im Himmel verträglicher werden, sondern vielmehr, dass wir mit uns selbst Frieden schließen können. Und dass wir uns entfalten können und all das leben können, was sich hier aus den verschiedensten Gründen nicht ausgegangen ist. Gottes Sehnsucht ist unsere Lebendigkeit und die stelle ich mir in seiner Gegenwart vollendet vor.
Vor ihm werden wir wie Bäume sein, die Blühen und Früchte tragen, ohne sich je zu verausgaben.
Ihre Lieben sind schon dort! Und wir werden ihnen irgendwann folgen. Und dann werden wir gemeinsam lebendig sein und Gott unendliche Freude machen. Lasst uns darauf vertrauen und unsere Lieben bei unserem Gott in guten Händen wissen. Amen.