Juble, Tochter Damaskus!
“Juble, Tochter Damaskus! Freu dich, Syrien! Jauchzt laut, Syrerinnen und Syrer!” Was der Prophet Zefanja geschrieben hat, ist letzten Sonntag passiert: viele Menschen in oder aus Syrien haben sich in den letzten Tagen gefreut, nachdem das Regime in dem von Bürgerkrieg und Terror gebeutelten Land gestürzt wurde. Natürlich weiß heute noch niemand, ob es nun besser wird für die Menschen, die dort leben, ob es erstrebenswert ist, wieder in diese Heimat zurückzukehren. Aber es ist wohl an Zynismus kaum zu überbieten, dass gleich Abschiebepläne gemacht werden und ein Asylstopp verhängt wird. Was Advent bedeutet, was Warten auf Rettung und Erlösung bedeutet, das wissen Syrerinnen und Syrer sicher sehr gut.
Der Prophet Zefanja, dessen Name “JHWH hat geborgen” bedeutet, ruft in der 1. Hälfte des 7. Jhdts. v. Chr. die Oberschicht dazu auf, die Ausbeutung und Unterdrückung der Menschen zu beenden. Und er verkündet den Unterdrückten die Frohe Botschaft, dass Gott in ihrer Mitte ist, dass er alle Menschen liebt und das Heil aller will. Diese Botschaft, dieses Mitgehen Gottes, besonders mit den Armen und Unterdrückten, kann auch heute Menschen Hoffnung geben.
Die Lage in Syrien ist leider nur ein Mosaikstein im großen Gebilde von Unrecht, Krieg, Gewalt, Folter und Terror auf der Welt. Sie macht betroffen, weil sie heute aktuell ist, morgen erfahren wir vielleicht schon von der nächsten Katastrophe. Wie wir da den “Gaudete-Sonntag” feiern können, frage ich mich. Vielleicht helfen uns kleine äußere Zeichen: das rosarot, das heller ist als das dunkle Violett des Advents, die 3. Kerze, die brennt und mehr Licht bringt, Menschen, die durch einen freundlichen Blick und ein Lächeln den Glauben in mir stärken, dass es noch weitergeht. Vielleicht hilft uns eine innere Haltung: dass wir als Christ*innen ganzjährig als adventliche Menschen leben sollen und dürfen - immer in der Erwartung, dass Gott sich uns zuneigt, unsere Sorgen, Nöte und Ängste sieht und auf sich nimmt.
Was sollen wir tun? Diese Frage stellen im Evangelium verschiedene Menschen an Johannes den Täufer. Seine Antwort ist klar und praxisorientiert. Auf den ersten Blick sogar banal. Wer viel hat, soll etwas abgeben, wir sollen einander gerecht behandeln und uns mit dem zufrieden geben, was uns zusteht. So einfach das klingt, so schwer tue ich mir in der Umsetzung. Im Advent sind viele Menschen eher bereit zu teilen, wir lassen uns berühren von menschlichen Schicksalen.
Ich lade Sie für die nächste Woche bis zum 4. Advent zu einer kleinen Übung ein: Wenn Sie unterwegs sind, lenken Sie Ihren Blick auf Menschen oder Situationen, die sie berühren und notieren Sie jeden Abend etwas, wofür Sie in Ihrem Leben dankbar sind, was Ihr Leben hell und heil macht. Wenn Sie nächsten Sonntag alles nachlesen, bin ich sicher, dass Sie staunen werden und Grund zur Freude haben! Amen.