Predigt
Festmachen im Vertrauen
Was haben Sie sich heuer vorgenommen für die Fastenzeit?
Vielleicht haben Sie jetzt die Gegenfrage parat: Muss ich mir heuer überhaupt etwas vornehmen? Gibt es für uns nicht je schon genug an Verzicht?
Der Aschermittwoch und die Fastenzeit, die uns zum Fest der Auferstehung führen wollen, sind kein Anlass zu Frömmigkeitsübungen, um Gott gnädig zu stimmen oder um uns beim Abnehmen zu helfen. Das kann natürlich ein angenehmer Nebeneffekt sein.
Für mich zeigt sich am besten, was mit dieser heilvollen Zeit gemeint ist, in dem bekannten Refrain, den wir jetzt bei der Austeilung der Asche hören werden:
Bekehre uns, vergib die Sünde, schenke, Herr, uns neu dein Erbarmen!
Die Fastenzeit ist die Zeit im Jahr, in der uns Gott etwas schenken will, seine Zuwendung, sein Herz. Das darf uns nahe gehen und motivieren, wieder neu mit ihm ernsthaft unsere Tage zu gestalten.
Die Frage ist: Wer will sich heute noch etwas schenken lassen? Schenken scheint abhängig zu machen und wer will von anderen abhängig sein. Frei sein, selbstbestimmt leben können, ist ein großes Ideal, das uns sehr plausibel erscheint.
Die dreifache Bitte an Gott, bekehre uns, vergib die Sünde, schenke uns neu dein Erbarmen, bringt zum Ausdruck: Ich bin bereit! Ich brauche dich Gott in deiner Güte, denn allein auf mich gestellt, geht mir die Luft aus und die Lust mit mir und anderen Geduld zu haben.
Dieser Liedvers geht auf einen Vers aus den Klageliedern des Ersten Testamentes zurück. Dort heißt es im Kapitel 5, Vers 21:
Kehre uns, Herr, dir zu, dann können wir uns zu dir bekehren.
Nicht unser Vorsatz zählt, sondern das Vertrauen, dass Gott seinen Vorsatz einlöst und uns nahe bleibt. Er kehrt sich zu uns, damit wir mit ihm zusammenkommen. In der Sprache der Liebe kommt Gott uns nahe.
Die Fastenzeit will - wie ein neuer Frühling - die ursprüngliche Begeisterung für die Freundschaft mit Gott wieder wecken und erneuern.
Fasten ist Festmachen im Vertrauen auf IHN! AMEN!