Lichtblicke
Die meisten von euch haben euer Kind schon als Baby taufen lassen, da es euch wichtig ist, das Kind und sein Leben unter den Schutz Gottes zu stellen. So ähnlich haben Maria und Josef den kleinen Jesus, wie es für fromme Juden üblich ist, 40 Tage nach der Geburt im Tempel Gott geweiht.
Danach, so haben wir gehört, "kehrten sie nach Galiläa in ihre Stadt Nazaret zurück. Das Kind wuchs heran und wurde stark, erfüllt mit Weisheit, und Gottes Gnade ruhte auf ihm." (Lukas 2,40)
Das erweckt in uns den Eindruck, als hätte die heilige Familie ein idyllisches und romantisches Familienleben geführt. Aber dem war wohl nicht so. Von Anfang an hatten sie viele Herausforderungen zu meistern. Nicht alle waren dem kleinen Jesus so wohlgesonnen, wie Simeon und Hanna in der heutigen Geschichte. Die beiden haben erkannt, dass Jesus ein besonderes Kind ist und noch viel bewirken wird in seinem Leben. Sie haben sich darüber gefreut. Herodes hat das auch erkannt, lesen wir in der Bibel. Aber er hat sich weniger darüber gefreut. Er sah darin seine Macht bedroht. Und sein einziges Ziel war, seinen Konkurrenten so früh wie möglich aus dem Weg zu schaffen. Um das Kind zu schützen, floh also die Familie nach Ägypten und blieb dort solange, bis die Bedrohung vorbei war. Auch als Jesus älter wurde, wurde die Sache nicht leichter. Als er zwölf Jahre alt war verloren sie ihn bei einer Wallfahrt nach Jerusalem. 3 Tage Tage suchten sie verzweifelt nach ihm. Bei unserem Start Gottesdienst haben wir mit den Jugendlichen diese Bibelstelle angeschaut und sie waren eingeladen, sich in die Rolle von Jesus zu versetzen. Ich hatte den Eindruck, sie konnten sich sehr gut in die Situation einfühlen. Einer der Firmlinge hat gesagt: "Es tut mir voll leid, dass sich meine Eltern solche Sorgen gemacht haben. Mir war das gar nicht bewusst, dass ich ihnen solches Leid zufüge." Die Rahmenbedingungen haben sich in den letzten 2000 Jahren geändert. Aber die Kernprobleme sind die gleichen geblieben: Bedrohungen von außen, sei es durch einen machtgierigen König oder durch eine Pandemie, Konflikte in der eigenen Familie und das Ringen um den richtigen Platz im Leben gibt es damals wie heute.
Und damals wie heute ist es gut zu wissen, dass wir nicht alleine unterwegs sind. Es ist gut, in dem Vertrauen zu leben, dass da einer mit uns geht, der die Dinge im Griff hat, auch wenn wir sie nicht mehr im Griff haben.
Seit ein paar Tagen begleitet mich ein Wort aus Psalm 23: "Du deckst mir den Tisch vor den Augen meiner Feinde." Früher habe ich da achtlos drüber gelesen. Aber jetzt hat dieses Wort eine ganz neue Bedeutung für mich bekommen: Du deckst mir den Tisch vor den Augen meiner Feinde. Das heißt, die Feinde, also im übertragenen Sinne Herausforderungen, Bedrängnis, Sorgen und so weiter, sind da. Aber mitten darin, bekomme ich das, was ich zum Leben brauche. Und zwar nicht nur zum "irgendwie Überleben" sondern für ein gutes Leben. Die Gefahr besteht nun natürlich darin, dass ich vor lauter Angst vor den Feinden gar keinen Appetit mehr habe das zu essen, was mir da serviert wird. Aber ich möchte immer mehr lernen, mich auf die köstlichen Speisen, also das was mir geschenkt wird, zu konzentrieren und mich nicht von den Feinden, den Sorgen meines Alltags, niederdrücken zulassen. Das wollen wir jetzt auch im Gottesdienst tun. Wir wollen auf das schauen, wofür wir dankbar sind in Zusammenhang mit unseren Kindern: Wo ist mein Kind ein Lichtblick für mich? Das heißt aber nicht, dass wir das, was schwer ist verdrängen wollen. Auch das wollen wir Gott hinlegen und um Verwandlung bitten. Aber jetzt schauen wir erstmal auf die Lichtblicke.