Predigt
Berufung mit Umkehr-Schluss
Die Lesungstexte dieses sonntags sind einerseits unbequem, andererseits doch sehr zentral. Es geht um Umwege, aussichtslose Situationen und letztlich die Frage, worauf man vertrauen kann.
Wer von uns hat im eigenen Leben noch nicht falsche Entscheidungen getroffen oder in war in der Situation, wo man scheinbar keinen Ausweg sieht.
Im Prophetenbuch ist zu lesen, dass Jona, der den Auftrag von Gott erhalten hat in die Stadt Ninive zu gehen, um die Bewohner zur Umkehr, aus ihrem ausschweifenden Lebensstil, zu bewegen. Jona aber pfeift drauf den Auftrag Gottes auszuführen und flieht. Er wird von der Schiffsbesatzung nach einem Seesturm ins Meer geworfen, von einem großen Fisch verschluckt und nach drei Tagen wieder ans Land gespuckt.
Er sieht, dass die Flucht vor Gott sinnlos ist und geht in die Stadt Ninive. Jona selbst glaubt nicht daran, dass die Menschen dieser Stadt, nur wegen seines aufrufs zur Umkehr, tatsächlich umkehren. Doch da hat er sich getäuscht. Seinem Wort wird vertraut und sie kehren um, weil sie an Gott glauben und hoffen, dass dieser Gott ein barmherziger Gott ist. Und tatsächlich – so haben wir in der Lesung gehört: „Da reute Gott das Unheil, das er ihnen angedroht hatte, und er tat es nicht.“ Die Schlosspointe von der Jonaerzählung, wie der Prophet auf den Rückzieher Gottes und wie Gott auf die Trotzreaktion des Jona reagiert, ist lesenswert.
Hier wird sichtbar, dass es Gott nicht egal ist was wir Menschen tun, sondern, dass wir ihm am Herzen liegen und er uns nicht ins offene Messer rennen lässt.
In einigen mittelalterlichen Darstellungen werden Jona und Jesus gegenübergestellt. Die drei Tage im Fisch entsprechen den drei Tagen Jesu im Grab. Jona ist ein Vorbild für die Umkehrpredigten Jesu. Die ersten Worte Jesu, am Beginn des Markusevangeliums lauten: „Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um und glaubt an das Evangelium!“ Jesus verkündet dabei nicht sich selbst, sondern Gott. Mit erfüllter Zeit meint Jesus nicht, dass das Alte abgeschafft, sondern in eine neue Wirklichkeit hineingehoben ist.
Vor Pilatus wird Jesus sagen, dass das Reich Gottes nicht von dieser Welt ist, aber es verwirklicht sich hier und jetzt. Das Reich Gottes hat seine eigenen Gesetze: nicht Gewalt, sondern Liebe; nicht Ausgrenzung, sondern Geschwisterlichkeit.
Vor diesem Hintergrund ruft auch Jesus zur Umkehr auf. Damit steht Jesus in der Linie mit Jona und Johannes dem Täufer. Es ist ein Aufruf sich vom Weg der Selbstsucht, Lieblosigkeit und Macht zu trennen.
Ein Sprichwort sagt: „Der Weg zur Hölle ist gepflastert mit guten Vorsätzen“.
Es klingt so einfach: Umkehren aus alten Gewohnheiten und der frohen Botschaft Glauben zu schenken. Doch dazu braucht es Vertrauen auf das Wort Jesu um sich auf diesen Weg zu machen. Dass dieser Weg, den Jesus uns zeigt, kein Irrweg ist, dafür steht er selbst ein, mit seinem Leben.
Damals wie heute beruft Jesus Männer und Frauen diese Botschaft zu leben, zu verkünden und jetzt auf dieser Welt zu verwirklichen. Jeden Tag werden wir neu aufgefordert unseren Beitrag dazu zu leisten. Dazu braucht es kein Studium oder eine sonstige Ausbildung. Es braucht ein Stück Willenskraft und offene Sinne für die seelischen und materiellen Nöte der Menschen, denen wir persönlich oder in dieser Zeit über die digitalisierte Welt begegnen. Dieser tägliche Ruf, an jede und jeden von uns, ist letztlich immer ein Umkehr-Schluss. Amen.