Kündet allen in der Not
„Er soll euch, wenn er plötzlich kommt, nicht schlafend antreffen.“ Jesus ruft seine Jünger/innen zur Wachsamkeit auf, aber nicht nur sie, sondern alle! Somit gilt es auch uns heute. Alle Jahre wieder wird es Advent. In den letzten Jahren haben viele Menschen gejammert, dass diese angeblich „stillste Zeit im Jahr“ total stressig sei. Es gibt so viel vorzubereiten, soviel zu tun, sich mit so vielen Menschen zu treffen, beim Glühweintrinken oder einfach so. Heuer ist alles anders. Seit fast zwei Wochen sind wir im Lockdown – mit allen Nachteilen, die das mit sich bringt. Viele Menschen sind es leid, sind müde geworden, ganz gleich, ob sie die finanziellen Folgen betreffen oder nicht. Die Pandemie hat unser aller Leben verändert.
Und nun stehen wir am Beginn des Advents mit einer „geschenkten Zeit“. Ich kann mir nun Zeit nehmen für eine innere Vorbereitung auf das Weihnachtsfest. Auch Menschen, die gleichzeitig home-office, home-schooling und home-caring bewältigen müssen, finden hoffentlich kleine Zeitfenster, die nur ihnen gehören! Diese können wir nutzen, um innezuhalten, um darüber nachzudenken, was mich bewegt, berührt und auch, was mein Leben schwer macht.
Mich bewegt schon seit vielen Jahren das Lied „Kündet allen in der Not“, das eine Nachdichtung eines Jesajatextes (Jes 35,1 – 10) ist. Für mich fasst dieses Lied unsere adventlichen Hoffnungen und Sehnsüchte zusammen. Es ist ein Lied der Ermutigung, des Vertrauens auf Gott, der alles in unserem Leben zum Guten wenden kann und das Heil für alle Menschen will.
„Kündet allen in der Not: Fasset Mut und habt Vertrauen. Bald wird kommen unser Gott; herrlich werdet ihr ihn schauen. Allen Menschen wird zuteil Gottes Heil.“
Er löst meine schuldhaften Verstrickungen, er bringt uns den Frieden, nach dem die ganze Welt sich sehnt. „Gott naht sich mit neuer Huld, dass wir uns zu ihm bekehren; er will lösen unsre Schuld, ewig soll der Friede währen. Allen Menschen wird zuteil Gottes Heil“.
Er lässt neue Quellen fließen, löst Erstarrungen in meinem Leben auf. Was eingetrocknet ist, wird durch sein lebendiges Wasser wieder zum furchtbaren Boden und Neues kann entstehen und wachsen.
„Aus Gestein und Wüstensand werden frische Wasser fließen; Quellen tränken dürres Land, überreich die Saaten sprießen. Allen Menschen wird zuteil Gottes Heil.“
Er macht mich auf meine blinden Flecken aufmerksam, lässt mich erzählen von seiner Liebe, spricht zu mir und hilft mir, aus meinen Gewohnheiten aufzustehen und auszubrechen. Er will mich erlösen, mich und alle Menschen.
„Blinde schaun zum Licht empor, Stumme werden Hymnen singen, Tauben öffnet sich das Ohrt, wie ein Hirsch die Lahmen springen. Allen Menschen wird zuteil Gottes Heil.“
Er kann mein Leben verwandeln. Von mir verlangt Gott Treue und ist gleichzeitig geduldiger als jeder Mensch. Gemeinsam ruft er uns an seinen Tisch, er deckt den Tisch des Wortes überreich für uns in dieser Zeit.
„Gott wird wenden Not und Leid. Er wird die Getreuen trösten, und zum Mahl der Seligkeit ziehen die vom Herrn Erlösten. Allen Menschen wird zuteil Gottes Heil.“
Sie finden sicher noch Beispiele aus Ihrem eigenen Leben, wo Sie Gottes rettendes und heilendes Handeln entdecken können. Da lohnt es sich doch tatsächlich, wachsam zu sein, oder nicht?
Für die kommenden Wochen lade ich Sie ein, jeden Tag aufzuschreiben, wo trotz aller Einschränkungen etwas Positives in Ihrem Leben aufblitzt. Wenn wir uns jetzt vermehrt mit Abstand und dennoch achtsam um unsere Mitmenschen kümmern, können auch wir dazu beitragen, dass es heller in uns und um uns herum wird. Wagen wir es – lassen wir uns ein auf diesen (zumindest am Beginn) ganz anderen Advent! Amen.