Mädchen du in Israel
Lieder über und zu Maria gibt es viele. Manche haben wir im Ohr wie Wunderschön prächtige…, Glorwürdge Königin, oder jetzt vom Advent her noch Maria durch ein Dornwald ging. Dieses Lied hat uns Elfriede am 8.12. ausgelegt.
Es gibt selten aber doch neue Marienlieder im Gotteslob, die wir noch lernen können. Mir gefällt besonders das letzte Marienlied in unserem Gebet- und Gesangbuch, Nr 965: Mädchen du in Israel.
Der Text stammt von dem mittlerweile schon über 80jährigen Dominikanerpater Diethard Zils aus Mainz, der einiges im Gotteslob getextet hat, und die Melodie hat der kroatischer Priester und Kirchenmusiker Albe Vidakovic nach einem kroatischen Marienlied. Zils hat das traditionelle kroatische Marienlied ungereimt und ziemlich frei ins Deutsche übertragen, nachgedichtet.
Auch wenn Maria in diesem Lied nicht beim Namen genannt wird, ist die Sprache, die der Dichter findet, wohltuend neu und doch ganz fest in der biblischen Tradition verankert. Maria ist das Mädchen aus Israel, die kleine Tochter Gottes. Diese Wortwahl bringt uns Maria viel näher als Schwester im Glauben als die barocken Bilder der Himmelskönigin. Maria hat als Schwester im Glauben immer Bezug zu allen Menschen. Da klingt schon die ökumenische und interreligiöse Bedeutung Marias heute an. Wer in Ephesus war oder in anderen Wallfahrtsorten im Nahen Osten, weiß auch, dass Maria von vielen Muslimen und Musliminnen verehrt wird.
Nach der Vorstellung Mariens in der 1. Strophe wird in der 2. ihre Berufung beschrieben, ihr Vertrauen auf Gottes Wort. Am Ende der Strophe finden wir wieder der universale Bezug aus der Tradition der biblischen Prophetie: Neu wird diese Erde. Maria ist eine Prophetin der Tat durch ihr Vertrauen und ihr Fiat!
Die 3. Strophe passt am besten zum heutigen Festtag. Hier wird wunderbar die Mütterlichkeit Marias beschrieben, eine Mütterlichkeit, die wieder uns allen gilt: Was nie zu erwarten war, hast du uns gegeben, der dein Ein und Alles war, wurde aller Bruder.
Die letzte Strophe ist eine Bitte an Maria. Überraschend ist, das hier anders als im Ave Maria und in anderen Mariengebeten nicht um den Beistand am Ende in der Stunde unseres Todes gebetet wird oder um die Vollendung im Himmel, sondern: Richte nun auch unseren Blick auf das Heil der Erde. Wie Jesus geht es auch Maria um diese Welt und die konkreten Menschen heute. Und dann knüpft ein ganz traditioneller Gedanke der Marienfrömmigkeit an, per Mariam ad Jesum, durch Maria zu Jesus: …, dass wir leben so wie er, offen füreinander.
Auch Jesus wird im Lied nicht mit Namen genannt und doch eindeutig beschrieben, als Ein und Alles von Maria und aller Bruder. Es ist ein inniges Lied für Eingeweihte und zugleich wird nie der universale Blick für alle Menschen, für die ganze Welt verlassen.
So wird deutlich wozu uns eine geerdete, biblische Marienfrömmigkeit bringen kann. Die Melodie unterstreicht den Inhalt. „Insgesamt dominiert ein abwärts gerichtetes, balladenhaftes Hin- und Herpendeln. Umso emphatischer wirkt die einzige Aufwärtsbewegung im vierten Takt, also genau in der Mitte des Liedes.“ (Meinrad Walter in Sing, bet und geh auf Gottes Wegen S 56).
Mit diesem Mädchen aus Israel, mit dieser Mutter, die uns ihr Ein und Alles gibt, gehe ich gerne mit für das Heil der Erde, offen füreinander in ein Neues, gesegnetes Jahr 2021. AMEN!